Historische Geografie ist eng mit der Genealogie verbunden – selbst wenn wir wissen, in welchen Orten unsere Vorfahren lebten, sahen diese Orte zu verschiedenen Zeiten oft ganz anders aus. Umso spannender ist es, dass die Juli-Version 2024 von Gramps Web eine große Neuerung für die Kartenansicht bringt: die Integration von OpenHistoricalMap (OHM) als Kartenebene.
OHM basiert auf der Technologie von OpenStreetMap (OSM), hat aber das Ziel, historische Daten zu erfassen, die nicht in die OSM-Datenbank gehören. Dazu zählen etwa ehemalige Bahnstrecken, alte Stadtgrundrisse und andere geografische Objekte, die sich im Laufe der Zeit verändert oder sind verschwunden. OHM ist fast so, als würde man alle alten Karten und historischen Dokumente digital zusammenführen. Während OSM den aktuellen Zustand von Orten abbildet, geht es bei OHM darum, die dynamische Geschichte geografischer Daten zu erfassen – unabhängig davon, wann die Objekte existierten. Weitere Informationen zum OHM-Projekt gibt es im OSM Wiki.
Was hat sich mit der OHM-Integration in Gramps Web konkret geändert? Hier die Details:
Die OpenHistoricalMap-Ebene lässt sich ganz einfach aktivieren. Über den Ebenen-Schalter unten links in der Kartenansicht kann man zwischen verschiedenen Kartenebenen wechseln – jetzt auch OHM.
Mit der neuen Integration ist die Kartenansicht in Gramps Web deutlich dynamischer geworden. Nutzer können jetzt einen Zeitregler verwenden, um “durch die Geschichte zu scrollen” und die Karte so anpassen, dass sie zeigt, wie Orte zu verschiedenen Zeitpunkten aussahen. Der Zeitregler bietet zudem die Möglichkeit, alle Orte in der Gramps-Datenbank, die als Pins auf der Karte angezeigt werden, nach Ereignissen im ausgewählten Jahr zu filtern. Ob man die Wege der Familie über Jahrhunderte nachverfolgt oder die geopolitischen Veränderungen erkundet, die das Leben der Vorfahren beeinflusst haben – die gefilterten Gramps Web-Daten und die dynamischen historischen Karten von OHM bilden zusammen ein mächtiges Werkzeug für genealogische Forschende.
OHM-Ebene mit historischen politischen Grenzen und Gramps-Ortspins.
OHM ist noch ein junges Projekt und die Abdeckung der erfassten Objekte variiert stark in Raum und Zeit. Doch die Kombination mit genealogischen Daten zeigt ihr Potenzial. Wer als Genealoge die Geschichte der Vorfahren in einer bestimmten Region erforscht, kann selbst zu OHM beitragen. Lokale historische oder genealogische Vereine können mit Mappern zusammenarbeiten, um OHM zu einer Zeitmaschine für ein Dorf, eine Stadt oder eine ganze Region zu machen.
Ich bin überzeugt, dass die Möglichkeit, die sich ständig verändernde Landschaft im Leben unserer Vorfahren zu visualisieren, durch die neue OHM-Integration in Gramps Web neue Dimensionen des Verständnisses eröffnet und einen reicheren, umfassenderen Blick auf die Familiengeschichte bietet.